Prof. Malek Bajbouj/Foto: Mariia Streltsova

Wechsel der Klinikleitung am Campus Charité Mitte

Prof. Malek Bajbouj hat zum 1. April die Leitung der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie am Campus Charité Mitte der Charité – Universitätsmedizin Berlin übernommen. Er wird ab sofort als Einstein-Professor von der Einstein Stiftung Berlin gefördert. Prof. Bajbouj ist seit 2020 Professor für Psychiatrie mit Schwerpunkt Affektive Neurowissenschaften und war bisher Geschäftsführender Oberarzt der gleichnamigen Klinik am Campus Benjamin Franklin. Prof. Bajbouj folgt auf Prof. Andreas Heinz, der die Klinikleitung seit 2002 innehatte und nun in den Ruhestand geht.

Als Nachfolger ist Prof. Bajbouj auch als Direktor der Psychiatrischen Universitätsklinik der Charité im St. Hedwig-Krankenhaus tätig und dort für Forschung und Lehre verantwortlich.

Mehr Prävention
Prof. Bajbouj ist Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie und mit Unterbrechungen seit 2003 an der Charité tätig. Zu seinen klinischen und wissenschaftlichen Schwerpunkten betont er: „Meine Fokusthemen sind Prävention, Digitalisierung, Präzisionsmedizin und globale Gesundheit.“ Der gebürtige Mainzer konkretisiert sein Interesse für das Thema Prävention: „Mentale Erkrankungen gehören zu den großen Volkskrankheiten. Stand jetzt sterben Patientinnen und Patienten mit psychischen Erkrankungen acht Jahre früher als der Durchschnitt der Allgemeinbevölkerung. Die Klinik, in die ich komme, hat exzellente Teams, die spannende Interventionen erproben und moderne Versorgungsformen etablieren. Gemeinsam mit ihnen möchte ich einen klinischen und wissenschaftlichen Schwerpunkt entwickeln, der die Prävention mentaler Erkrankungen ins Zentrum stellt.“

Passgenaue Medizin international denken
Zu den wichtigen Themen gehört für den aus Syrien stammenden Mediziner und Wissenschaftler die Präzisionsmedizin, die Erkenntnisse aus den Neurowissenschaften und der Versorgungsforschung zusammendenkt: „Ein Schwerpunkt meiner Tätigkeit wird sein, neurobiologisch informierte Verfahren und niedrigschwellige Versorgungssysteme zu verknüpfen, um präzisere Behandlungen von möglichst vielen Patientinnen und Patienten mit psychischen Erkrankungen zu erlauben.“ Im Zentrum steht das Thema der globalen Gesundheit: „Krisen und Unsicherheiten bestimmen die Zeit, in der wir leben. Dies wirkt sich in Deutschland und auf der Welt unmittelbar auf die psychische Gesundheit aus. Ich möchte, dass wir in unseren zahlreichen internationalen Projekten einen echten beiderseitigen Wissensaustausch leben. Nur mit einem solchen Austausch können wir unser Gesundheitssystem innovativ, gerecht und krisenfest machen“.

Die digitale Transformation nutzen
Die Ausweitung digitaler und KI-basierter Gesundheitslösungen in der Psychiatrie ist Prof. Bajbouj ein großes Anliegen: „Die Art, mit der wir Medizin noch immer überwiegend analog anbieten, deckt sich immer weniger mit den Erwartungen und Gewohnheiten unserer Patientinnen und Patienten. In der Klinik für Psychiatrie möchte ich daher gemeinsam mit öffentlichen und privaten Partnern digitale Angebote ausbauen, mit denen Gesundheitskompetenzen gestärkt, präventive Ansätze gefördert und therapeutische Angebote niedrigschwellig und breitflächig angeboten werden. Dabei ist mir besonders wichtig, dass diese Angebote auch mit und für Patientinnen und Patienten mit schweren und chronischen Erkrankungen entwickelt werden.“

Gemeinsam mit jungen Mitarbeitenden neue Arbeitsmodelle entwickeln
Ein besonderes Anliegen ist Prof. Bajbouj zudem die Entwicklung moderner Arbeitsformen: „Psychische Erkrankungen sind in Deutschland für 16 Prozent aller Krankheitstage verantwortlich. Ich finde es daher selbstverständlich, dass wir uns in einer Universitätsklinik für Psychiatrie überlegen, wie wir eine gesunde Arbeitswelt gestalten. Wir werden über disziplinäre und professionelle Grenzen hinweg Modelle für neue Arbeitsformen, agile Strukturen und Mechanismen für geschützte Zeiten entwerfen und etablieren. Dazu ist es aus meiner Sicht zentral, dass junge Mitarbeitende viel häufiger und viel früher in klinischen und wissenschaftlichen Projekten Freiräume bekommen und mit Leitungsaufgaben vetraut werden.“

Kurzvita

Malek Bajbouj wird am 26.08.1970 in Mainz geboren und studiert Humanmedizin an den Universitäten Mainz, Frankfurt und Zürich. Im Jahr 2000 promoviert zum Thema der kortikalen Plastizität bei Schlaganfallpatienten. Nach Stationen an der Universität Witten-Herdecke, dem Universitätsklinikum Benjamin Franklin und dem New York State Psychiatric Institute an der Columbia University in New York wird er im Jahr 2004 als Juniorprofessor für Stimulationsverfahren an die Charité berufen. Im Jahr 2006 beendet er die Ausbildung zum Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie. Zwischen 2007 bis 2014 hat er eine Forschungsprofessur am Exzellenzcluster „Languages of Emotion“ der Freien Universität Berlin inne. Dort ist der Mitgründer des neurowissenschaftlichen Forschungsinstituts „Dahlem Institute for Neuroimaging of Emotion“ (DINE), klinischer Direktor und leitet zuletzt die interdisziplinäre Graduiertenschule. Ab März 2009 ist er W2-Professor für Psychiatrie und Affektive Neurowissenschaften an der Charité und übernimmt 2020 die W3-Charité-Professur für Psychiatrie und Affektive Neurowissenschaften. In der Klinik für Psychiatrie und Prychotherapie am Campus Benjamin Franklin etabliert Prof. Bajbouj mit Neuromodulation, Schlafmedizin und Eltern-Kind-Einheit sowie Global Mental Health vier wissenschaftliche bzw. klinische Bereiche. Anfang 2023 wird er Direktor für Internationale Angelegenheiten der Charité. Seine wissenschaftlichen Arbeiten und internationalen Tätigkeiten werden mit zahlreichen Auszeichnungen wie dem Else-Kröner-Fresenius-Preis, der Ehrendoktorwürde der Nationalen Iwan-Franko-Universität Lviv, dem Ehrenprofessur der Universität Kharkiv sowie der Ernennung zum Einstein-Professor ausgezeichnet.

Quelle und weitere Infos: https://www.charite.de/