TegelBuch

Die Bundeshauptstadt Berlin kann auf fast 100 Ortsteile in ihren 12 Bezirken verweisen. Ein Ortsteil hat weltweit seinen Bekanntheitsgrad. Zu verdanken hat er das drei Buchstaben, TXL nämlich. TXL steht bekanntlich für den internationalen Flughafen Tegel, der 1948 eröffnet worden ist. Der Reinickendorfer Ortsteil hat aber viel, viel mehr zu bieten als den Flughafen! Einem Flughafen, von dem man bis heute nicht so genau weiß, wann bzw. ob er überhaupt seine Start- und Landebahnen für immer für die Luftfahrt unbrauchbar machen wird. Der aus Mecklenburg-Vorpommern stammende Autor Meinhard Schröder hat mit seinem im Berliner „be.bra-Verlag“ erschienenen Werk „Tegel-Zwischen Idylle und Metropole“ sozusagen Heimspiel.

Der Schriftsteller ist seit 2001 in Tegel zu Hause. Meinhard Schröder stellt in beeindruckender und mit leichter, lockerer Feder verfasst den Lesern Tegel vor. Von der Geburt des Ortes bis in die Gegenwart. Welcher Tegeler weiß eigentlich heute noch, dass es einst Spandauer waren, die in Tegel den Ton angaben? Um es genau zu sagen: Es waren Spandauerinnen! Das kleine Dörfchen Tegel gehörte einst zum Bereich des Klosters der Benediktinerinnen in Spandau. Tegel war auch der Ort, wo die Gebrüder Alexander und Wilhelm von Humboldt ihre glückliche Kindheit verbracht hatten. Eineiige Zwillinge waren einst Tegel und die Familie Borsig. Der Maschinenbauer August Borsig fertigte erstmals 1837 in der Tegeler Eisengießerei seines Freundes Franz Anton Egells Maschinenbauteile an. Ab 1839 reparierte man Lokomotiven und später dampften von hier aus produzierte Lokomotiven in alle Welt. Borsig produzierte sehr hochwertige Dampfloks und entwickelte sich zum weltweit zweitgrößten Lokomotiven-Hersteller. Ab 1898 stellte das Borsig-Werk auch Dampfmaschinen, Dampfpflüge für die Landwirtschaft, Kältemaschinen und Schiffsdampfmaschinen her. Der 1925 eröffnete Borsigturm ist heute so etwas wie das Wahrzeichen der Umgebung. Die Borsighallen, ein großes Einkaufszentrum mit einem Kino, sind heute dort anzufinden, wo einst Metallfacharbeiter und Ingenieure Lokomotiven herstellten. Meinhard Schröder berichtet sehr unterhaltsam und niemals „wie ein verstaubter Oberstudienrat für Geschichte“, wie sich das Gelände der Borsigwerke im Laufe der Jahre gewandelt hat. Aktuelle Probleme in „seinem“ Tegel spricht der Autor auch an. So manche Wohnsiedlung soll auf modern getrimmt werden. Das bedeutet für die alteingesessenen Mieter, sie müssen nach der Sanierung für ihre Wohnung höhere Mieten bezahlen. Oft sind die Mieten so teuer geworden, das sich so mancher Tegeler das gar nicht mehr leisten kann und sich nach einer anderen Bleibe umsehen muss. Nicht so leicht findet man in Tegel heute noch preiswerten Wohnraum. So lässt es sich nicht vermeiden, dass manchmal aus alteingesessenen Einwohnern aus Tegel dann Ex-Tegeler Bürger werden. Meinhard Schröder ignoriert diese Endmietung in Tegel nicht. Das er alle Aspekte anspricht, die Tegel einst betrafen und heute betreffen, zeichnet den Autor besonders aus. Der Schriftsteller hat ein liebens- und lesenswertes Buch über Tegel verfasst, das nicht nur die Bürgerinnen und Bürger dieses Reinickendorfer Ortsteils begeistern wird.

Meinhard Schröder
Tegel
Zwischen Idylle und Metropole
be.bra-Verlag, 10435 Berlin
ISBN 978-3-8148-0213-8
160 Seiten, 50 Abb., 14,0 x 21,0 cm, Broschiert
14,95 Euro im deutschen Buchhandel (Text/Foto: VTN)